Mittwoch, 14. Mai 2014

Stufe für Stufe.

Wir wohnen in der 5. Etage im Altbau. Über hundert Stufen bis unters Dach. Und die müssen ohne Aufzug bewältigt werden. Schaffe ich es, zwei Kinder über viele Monate hinweg bis ganz nach oben zu tragen? Dieses Thema beschäftigte uns vor der Ankunft der Zwillinge immer wieder. Halbherzig haben wir uns nach einer neuen Bleibe umgesehen. Die tolle Lage unserer jetzigen Behausung und Freunde in Reichweite - das wollten wir nur ungern aufgeben. Und inzwischen können wir behaupten: Es hat sich gelohnt zu bleiben!

Der Kinderwagen darf dank vieler netter Nachbarn im Hausflur stehen - auch wenn der ein oder andere nur noch mit akrobatischen Übungen an seinen Briefkasten kommt.

Bis zum Alter von etwa 6 Monaten wurden die Kinder in der Wohnung reisefertig gemacht, in die Einsatz-Tragetaschen des Kinderwagens gelegt und so treppauf/treppab befördert. Anfangs haben wir die Bodenplatten der Tragetaschen entfernt, um Gewicht einzusparen. (Jede Tragetasche bringt es mit Bodenplatte auf ca. 2 kg.) Nach 3 Monaten mussten diese wieder eingebaut werden, da die Mädels wie nasse Säcke in den Taschen hingen. Ein riesiger Vorteil dieser Variante war, dass die Kinder, wenn sie schlummerten, einfach in den Bettchen liegen bleiben konnten.

Irgendwann stieg die Neugier der zwei kleinen Wesen auf die große weite Welt und sie wollten genau wissen, was außerhalb ihres Kinderwagens passiert. Das hieß: 1. Umbau zum Buggy und 2. Modifikation der Tragetechnik. Nun wird eines der Kinder ins Ergobaby gesetzt, das andere nehme ich auf den Arm. Im Vergleich zur vorangegangenen Variante ist (vorerst) weniger Gewicht zu befördern. Allerdings endet das manchmal in einer ziemlichen Zappelei: die beiden ziehen sich gegenseitig an den Ohren, grabschen sich an die Nasen, die Schnuller kullern durchs Treppenhaus. Alles begleitet von Gezeter und Getröte. Aber spätestens wenn ich beim Aufstieg anfange zu schnaufen wie eine alte Dampflok, quietschen sie wieder vor Vergnügen.

In ein paar Wochen werden die Kinder so schwer sein, dass ich sie nicht mehr zeitgleich tragen kann. Was dann passiert? Vermutlich bewegen wir uns etappenweise fort - Treppenabsatz für Treppenabsatz. Und ich werde es einfach weiterhin als sportliche Herausforderung sehen.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Zusammen und gemeinsam.

Familie, Freunde und auch Fremde - jeder der sieht, dass sich Zwillinge in unser Leben gemogelt haben, ist der Meinung „Oh, wie schön, dann können sie ja immer miteinander spielen!“. Ganz ähnlich romantische Vorstellungen hatte auch ich von diesem besonderen Geschwisterleben: Zwillinge sind immer füreinander da, machen alles gemeinsam, wollen keine Stunde ohne einander sein.

In den ersten Lebenswochen konnten wir tatsächlich beobachten, wie wichtig es für beide war, ganz nah beieinander zu liegen und die Schwester zu spüren. Ab und zu machten wir uns den Spaß, sie für ein paar Zentimeter von einander zu trennen. Kaum merklich robbten sie wieder zusammen und schliefen Nase an Nase.

Mittlerweile sind die beiden 6,5 Monate alt und bislang war es so, dass sie sich immer mal einen interessierten Blick zuwarfen. Mehr aber auch nicht. Wie oft habe ich in Zwillingsforen geschaut, um mich zu erkundigen, wie das bei anderen Zwillingspaaren ist und ob ich das gemeinsame Spiel vielleicht fördern kann. Manch einer schrieb, dass seine Zwillinge sich bereits im Alter von 4 Monaten miteinander beschäftigt haben und währenddessen Zeit für das Frühstück blieb oder der Abwasch gemacht werden konnte.

Seit wenigen Tagen nun fassen sie sich gezielt an den Händen. Manchmal muss auch der große Zeh der anderen als Schnullerersatz herhalten. Und voller Freude wird schon mal mit den ersten beiden Zähnen ins Knie der Schwester gebissen. So kommt es gern zu dramatischen Szenen, wenn mit aller Kraft am Ohr gezogen wird und das Spielzeug der anderen ist sowieso viel spannender. Aber alle Kratzer im Gesicht und Schrammen an den Beinen sind schnell wieder vergessen - und fast genauso schnell verheilt.
Nicht immer sind beide gleichermaßen kontaktfreudig. Während die eine Nähe sucht, reagiert die andere eher erschrocken auf irgendwelche Liebesbekundungen. 
Und bis sie friedlich Mau-Mau miteinander spielen wird es wohl auch noch eine Weile dauern...